Judentum


Der Bund mit Gott

Die wiederaufgebaute Synagoge in Berlin
Die wiederaufgebaute Synagoge in Berlin

Das Judentum ist die älteste der drei Religionen, die alle an denselben einzigen Gott glauben. Es ist ungefähr 4000 Jahre alt. Das Christentum gibt es seit 2000 Jahren, den Islam seit fast 1400 Jahren.

 

Die meisten Jüdinnen und Juden leben als Minderheiten in den Ländern, wo sie wohnen und deren Staatsangehörigkeit sie haben. Nur in Israel ist die Mehrheit der Staatsbürger jüdischen Glaubens.

 

Ursprung
Nach dem Glauben der Juden schloss Gott einen Bund, also einen Vertrag mit Abraham. Abraham lebte in Mesopotamien, dem heutigen Irak.

 

Gott versprach Abraham, seine Nachkommen zu einem großen Volk zu machen und ihnen ein Land zu geben. In der Bibel wird dieses Land oft das "Gelobte Land" genannt. Dafür verlangte er von Abraham, aufzuhören, an die vielen Götter seines Volkes zu glauben und nur noch ihn als einzigen Gott anzuerkennen.

 

Handgeschriebene Thorarolle
Handgeschriebene Thorarolle

Heilige Schriften

Die wichtigste Heilige Schrift des Judentums ist die Thora. Sie erzählt von der Erschaffung der Welt, Noah und der Sintflut, Abraham und Moses. Es wird von den Wanderungen und Kriegen des "Auserwählten Volkes", der Nachkommen Abrahams erzählt.

 

Die Thora ist Teil der Hebräischen Bibel, die die Christen Altes Testament nennen. Die ältesten Teile der Thora sind ungefähr 3000 Jahre alt.Viele Autoren arbeiteten über Jahrhunderte hinweg daran, die mündlich überlieferten Geschichten aufzuschreiben.
 

Eine andere wichtige Schrift ist der Talmud, der mit Erklärungen und Geschichten hilft, die Bibel zu verstehen.

 

Religiöse Gebote
Gläubige Jüdinnen und Juden bemühen sich, die Gebote der Thora zu befolgen. Zu den Geboten gehört das tägliche Gebet, das Studium der Thora, Speisevorschriften und viele Gebote, die das Zusammenleben regeln.
 

Am Sabbat dürfen orthodoxe Juden kein Feuer anzünden, das heißt heute auch: keine elektrischen Geräte einschalten. Deshalb wird das Essen am Freitag vorbereitet und warmgehalten. Der Sabbat gehört ganz der Ruhe und dem Gebet, es sei denn, jemand befindet sich in Lebensgefahr.

 

Speisen, Kleidung und andere Produkte müssen koscher, das heißt "rein" sein nach den Vorschriften der Thora. Fleisch und Milchprodukte dürfen zum Beispiel nicht zusammen gekocht werden.

 

Warten auf den Messias


Juden erwarten den Messias, den Erlöser, der ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit bringen wird. Den Messias haben Propheten in der Hebräischen Bibel angekündigt.

 

Die Christen, die an denselben Gott glauben wie die Juden, meinen, dass Jesus Christus dieser Messias ist.

Jüdin oder Jude sein

Ein Junge trägt zu Bar Mizwa die Thora
Ein Junge trägt zu Bar Mizwa die Thora

Jüdin oder Jude ist jedes Kind, das eine jüdische Mutter hat, egal, ob die Mutter gläubig ist oder nicht. Manche Glaubensrichtungen erkennen als Juden auch an, wer einen jüdischen Vater und eine andersgläubige Mutter hat.

 

Am achten Tag nach der Geburt bekommen die Kinder ihren Namen. Viele Eltern lassen ihre Jungen beschneiden.  Wie im Islam ist dies das äußere Zeichen für den Bund mit Gott.

 

Ob das Kind später gläubig wird und nach den Geboten lebt, spielt keine Rolle: nach dem Verständnis des Judentums ist es allein durch seine
Abstammung sein Leben lang Jude oder Jüdin.
 
So kann man verstehen, warum Juden von einem "jüdischen Volk" sprechen, das von Gott auserwählt wurde und ihm gegenüber besondere Pflichten hat.
 

Jungen werden mit 13 Jahren Bar Mizwa, "Sohn der Pflicht", das wird mit einem Fest gefeiert. Mädchen werden mit 12 Jahren Bat Mizwa, "Tochter der Pflicht". Ein Fest gibt es für die Mädchen nur in manchen Gemeinden. Bar Mizwa und Bat Mizwa sind religionsmündig, das heißt, sie werden als erwachsene Mitglieder der Gemeinde angesehen.

 

Zur jüdischen Religion kann sich auch jemand bekennen, der keine jüdischen Eltern hat. Er oder sie muss an den Gott Abrahams glauben und die Gebote der Thora Beachten.

 

Anlegen der Gebetsriemen
Anlegen der Gebetsriemen

Gebet

Für einen frommen Juden beginnt der Tag mit dem Morgengebet. Um sich ganz auf das Gebet zu konzentrieren, legt er einen Gebetsschal um und schlingt sich schmale Riemen um Kopf und Arm. Wichtig ist auch ein kleines Käppchen, die Kippa. Den Kopf zu bedecken ist ein Zeichen des Respektes vor Gott. Genau umgekehrt sehen es die Christen: wer sich im Gebet an Gott wendet, soll die Kopfbedeckung abnehmen.

 

Zum feierlichen Gebet versammmelt sich die jüdische Gemeinde in der Synagoge. Mindestens zehn erwachsene Männer müssen da sein, damit ein Gottesdienst stattfinden kann. Ein Vorbeter liest auf hebräisch aus der Thora vor. Jede jüdische Gemeinde besitzt eine handgeschriebene Thorarolle, die sehr sorgfältig behandelt wird.

 

Frauen im Judentum
In der Thora steht, dass Frauen sich den Männern unterordnen sollen. Moderne jüdische Glaubensgemeinschaften meinen aber, dass die Gebote angepasst werden müssen an die Entwicklung der modernen Gesellschaft. Frauen sollen gleichberechtigt mit Männern sein, auch im religiösen Leben. Sie dürfen also aus der Thora lesen, gemeinsam mit den Männern beten und es gibt seit einigen Jahrzehnten, vor allem in den USA, auch Rabbinerinnen. Rabbiner sind die Lehrer und Prediger der Gemeinden, sie schlichten auch Streitfälle.
 

Streng orthodoxe jüdische Männer dagegen danken Gott im Morgengebet dafür, dass sie nicht als Frauen zur Welt gekommen sind. Ihre Frauen sollen sich um die Einhaltung der Gebote im Haus und um die Erziehung der Kinder kümmern. In der Synagoge beten sie getrennt von den Männern und sie dürfen nicht aus der Thora vorlesen. Eine verheiratete Frau verbirgt ihr Haar in der Öffentlichkeit unter einer Perücke oder einem Kopftuch.

 

Wichtige Feste:

 

Rosch ha-schanah
Im Herbst feiern die Juden Rosch ha-Schanah, das Neujahrfest. An Neujahr richtet Gott über die Menschen - ob sie Gutes oder Schlechtes getan haben. Zehn Tage haben die Gläubigen dann Zeit, Buße zu tun, zu bereuen und um Vergebung zu bitten. Am Ende dieser Bußzeit hoffen sie dann auf Versöhnung und ein gutes Jahr. Ein Brauch ist es, an Neujahr ein Stückchen Apfel in Honig zu tauchen und zu sprechen: "Möge dieses Jahr so süß sein wie der in Honig getauchte Apfel."

 

Jom Kippur

Am zehnten Tag nach dem Neujahrfest feiern die Juden das Versöhnungsfest, den höchsten jüdischen Feiertag. An diesem Tag vergibt Gott den Gläubigen ihre Sünden Gott gegenüber. Die Erwachsenen fasten an diesem Tag und gehen zum Gebet in die Synagoge.

 

Chanukka
Ende November Anfang Dezember beginnt Chanukka, das Lichterfest. Die Juden erinnern damit an die Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels, "Chanukka" bedeutet übersetzt auch "Weihung". Das Fest dauert acht Tage. Jeden Abend werden von links nach rechts die Kerzen eines neunarmigen Leuchters angezündet. Die Kinder bekommen Geschenke und Süßigkeiten.

 

Purim
Dieses Fest erinnert daran, wie Esther die persischen Juden vor den Vernichtungsplänen ihres mächtigen Feindes Haman rettete. Esther berichtete dem König von Hamans Plänen und erhielt seine Hilfe.

Purim ist ein fröhliches Fest, an dem sich die Kinder verkleiden. Wenn in der Synagoge bei der Lesung aus der Thora der Name Hamans erwähnt wird, dürfen sie sogar mit Rasseln Krach schlagen.

"Schalom" heißt Frieden...

Der Davidstern ist das Symbol des Judentums
Der Davidstern ist das Symbol des Judentums

"Schalom", das heißt Frieden, ist ein jüdischer Gruß. Ein friedliches Leben wurde den Juden aber oft schwer gemacht.

 

Immer wieder wurden die Juden aus Palästina vertrieben, dem Land, das Gott ihnen nach ihrem Glauben versprochen hatte. Im Jahre 70 nach Christus zerstörten die Römer Jerusalem, die Hauptstadt des damaligen Königreichs Judäa.

 

So kam es, dass die Juden sich im Lauf der Jahrhunderte über die ganze Welt zerstreuten.
 
Andersgläubige
Juden versuchen nicht, andere zu ihrem Glauben zu bekehren. Sie lebten Jahrhunderte lang als friedliche Minderheit überall auf der Welt. Manche nahmen einen anderen Glauben an, um sich ganz an ihre neue Heimat anzupassen, aber sehr viele hielten am jüdischen Glauben fest.
Holocaust-Mahnmal in Berlin
Holocaust-Mahnmal in Berlin

Antisemitismus

Der Begriff Antisemitismus bezeichnet die ablehnende Haltung gegenüber Juden.

 

Seit ungefähr 300 nach Christus wurden Juden vor allem in Ländern, in denen mehrheitlich Christen lebten, oft als unerwünschte Fremde und nicht als gleichberechtigte Bürger behandelt. In vielen Städten mussten sie in Ghettos leben, Angriffe auf ihr Leben oder ihren Besitz blieben häufig straflos.
 

Dass Vorurteile, Misstrauen und Hass nie aufgehört hatten, zeigte sich, als die deutschen Nationalsozialisten die Vernichtung der europäischen Juden, den "Holocaust" oder hebräisch "Shoa", planten und durchführten.

 

Palästina
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wollten nur wenige Juden, die den Holocaust überlebt hatten, wieder in ihre Heimatländer zurückkehren. Wie sollten sie vergessen, dass viele nichtjüdische Nachbarn weggeschaut hatten bei dem Unrecht, das ihnen geschehen war.

Klagemauer und Felsendom in Jerusalem
Klagemauer und Felsendom in Jerusalem

Viele gingen nach Palästina, dem Land, das Gott ihnen nach ihrem Glauben versprochen hatte. Schon seit dem 19. Jahrhundert waren Juden dorthin ausgewandert.

 

Palästina stand seit 1916 unter britischer Verwaltung. Die Briten versprachen den Juden einen eigenen Staat, Israel. Aber auch den dort schon lange lebenden Palästinensern, Arabern muslimischen Glaubens, hatten sie das Land versprochen.

 

Der Staat Israel wurde 1948 gegründet. Israel ist ein weltlicher Staat, Gerichte und Gesetzgebung sind unabhängig von der Religion. Aber weil die meisten BürgerInnen Israels Juden sind, gibt es Politiker, die das politische Leben nach den Geboten der Tora regeln wollen.

 

Viele Palästinenser wurden bei der Gründung Israels von dem Land, auf dem sie lange gelebt hatten, vertrieben. Hier liegt eine Ursache für die Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern, dessen Ende alle friedliebenden Menschen auf beiden Seiten herbeisehen.


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Jüdische Musik
Hebräische Musik
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Am Mittwoch, 20. November 2019, besuchte die Klasse 3/4b im Rahmen des NMG-Themas "Weltreligionen" eine Synagoge.


Besuch der Synagoge in Luzern im Rahmen der Projektwoche "Weltreligionen" im November 2014.